New York, New York

Reisetipps für den Big Apple

Der Mythos, der New York umgibt, ist uns seit Jahrezehnten durch unsere liebsten TV-Serien, Werbekampagnen, Spielfilme und Songs jeden Genres in den Kopf gesetzt worden. Was Pop-Kultur angeht, ist New York der Traum, den wir kollektiv träumen. Und jede neue Geschichte ist ein weiterer Liebesbrief an die zugigen Strassenschluchten.

Eines habe ich schnell lernen müssen: Es ist unmöglich, «kurz ein paar Tipps für New York» zusammenzustellen. Kein Wunder, die Stadt bietet für jeden – wirklich J E D E N – etwas. Doch das macht es auch so schwierig, die richtigen Tipps zu sammeln. Denn egal, ob man schon mal dort war oder nicht, jeder hat ein anderes Bild im Kopf, wenn es um den Big Apple, den Concrete Jungle, diese Stadt der Städte geht, die niemals schläft. Und dieses Bild möchte man beim Besuch der Metropole auch unter ihren zahlreichen Facetten wiederfinden.

Ich hatte Anfang diesen Jahres Zeit auf Entdeckungsreise durch die 5 Boroughs zu gehen, als ich einige Monate in einer meiner liebsten Städte dieser Welt wohnen durfte. New York – du ermüdender Traum von einer Stadt – hier ist mein Liebesbrief an dich.

Die Lower East Side

New York ist riesig, doch irgendwie treibt man sich so viel in seiner Nachbarschaft herum, dass es einem gar nicht so vorkommt. Für mich bedeutete das, dass ich die meiste Zeit in der Lower East Side verbrachte – der Gegend rund um die Brücken im Süden Manhattans, die nach Brooklyn führen. Hier finden sich noch alteingesessene Lokale neben den trendigen Coffee-Shops; die angesagtesten Bars, kleine Gallerien und wahre Ikonen. Perfekt, um im alten New York zu schwelgen.

Jahrzehntelang galt die Gegend am süd-östlichen Zipfel von Manhattan als internationaler Schmelztiegel für die vielen Migranten, die New York als Tor zu einem neuen Leben nutzten. Vor allem in der frühen Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts war die Lower East Side die Heimat von Millionen neu eingewanderter Familien. Lange galt das Viertel, das an Chinatown, das East Village und SoHo angrenzt, als eine der gefährlicheren Gegenden der Stadt, doch längst hat die Aufwertungsspirale eingesetzt.

Das Metrograph Kino – ein Erlebnis für sich, das den Kinobesuch auf das nächste Level hebt.

Von Aussen unscheinbar, doch im Inneren ein wahres Paradies für Filmliebhaber.

The Metrograph

Wer Kino mag, wird das Metrograph lieben. Das Programmkino zeigt ausschliesslich Filme in 35mm Format und legt die beste Filmauswahl vor, die ich je gesehen habe. Sie reicht von Dokumentationen, Klassikern und aktuellen Filmen, bis hin zu einem Event-Programm mit Premieren, Talk-Runden mit Regisseuren und Schauspielern sowie kuratierten Filmreihen (aktuell im Dezember von den Coen Brothers, mit persönlicher Anwesenheit!). Das Interieur besticht mit einem modernen Twist des klassischen Kino-Looks, der sich durch das Restaurant im ersten Stock zieht – dessen Essen auch noch richtig gut schmeckt.

Katz's Delicatessen

Bereits seit 1888 gibt es Katz's Delicatessen an der Ecke Ludlow und Houston Street. (Achtung, hier versteckt sich eine verbale Falle, die einen als Touristen entlarvt: Houston spricht sich Hausten aus). Während des Zweiten Weltkriegs waren die drei Söhne der Besitzer alle in der Armee, und die Familientradition, ihren Söhnen Essen zu schicken, wurde zum Firmenslogan: «Send A Salami To Your Boy In The Army». Seitdem scheint sich im Innern des Delis nicht viel getan zu haben, die eingelegten Gurken und die köstlichen Fleischberge auf Roggenbrot scheinen aus einer anderen Zeit zu stammen. Auch wenn Katz's längst eine Legende ist, seinen jiddischen Charme hat der Feinkostladen definitiv erhalten können. (Hier spielt übrigens auch die legendäre Szene aus When Harry Met Sally)

Das Wohnhaus an der Orchard Street 97 ist noch genauso eingerichtet, wie zu den Hochzeiten der Migrationswelle.

Tenement Museum

In der frühen Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts war die Lower East Side die Heimat von Millionen neu eingewanderten Familien. Das Tenement Museum bewahrt und interpretiert die Geschichte der Einwanderung, indem es Besucherinnen und Besuchern eindrücklich die Wohnverhältnisse in den Mietskasernen vor Augen führt, die noch immer grosse Teile der Lower East Side prägen. Es bietet Führung zu historischen Bauten durch die Nachbarschaft und den Besuch eines ganzen Gebäudes, das mit voll ausgestatteten Wohnungen die Wohnverhältnisse der damaligen Zeit vermittelt.

Meatpacking District & Chelsea - die Hochburg des internationalen Kunstmarkts

Galerienhopping

Als eine der wichtigsten Städte der internationalen Kunstszene, hat New York unzählige Galerien, Museen, Spaces, und Events zu bieten. Keine Chance, da den Überblick zu behalten. Wenn man sich an den Must-See-Orten satt gesehen hat (MoMA, The Met, New Museum, Guggenheim,...), lässt man sich also am besten einfach treiben. Sehr empfehlenswert sind dazu die Galerien in Chelsea und dem Meatpacking District. Architektonisch beeindruckend – viele sind in grosszügigen ehemaligen Fabrikhallen untergebracht – und voll am Puls der Zeit was Contemporary Art betrifft, bieten die Mega-Galerien wie Gagosian, David Zwirner, Hauser & Wirth, Gladstone sowie unzählige andere einen wunderbaren Querschnitt durch den Kunstmarkt. Alles kostenlos, man muss sich nur in die auf den ersten Blick hermetischen White Cubes trauen.

David Zwirner an der 20th Street...

...und gleich nochmal an der 19th Street

Whitney Museum of American Art

Allein das Gebäude vom Architekten Renzo Piano ist äusserst sehenswert – es bietet eine grossartige Aussicht von der Dachterrasse auf die Hochhäuser in Midtown und den wohl schönsten Blick, den ein Treppenhaus zu bieten hat, auf den gemächlich fliessenden Hudson-River. Seit 2015 sind im Whitney spannende, wunderbar kuratierte Ausstellungen von amerikanischen Künstlerinnen und Künstlern zu sehen. Der Hauptfokus liegt auf zeitgenössischen, noch lebenden Positionen.

Le Bain im Standard Hotel

Das «Le Bain» ist eine Roof-Top-Bar im Hotel The Standard, High Line im Meatpacking District. Neben der Tatsache, dass man dank der grossen Glasfronten mit Drink in der Hand die beleuchteten Strassenschluchten Manhattans bewundern kann, während weltberühmte DJs spielen, gibt es einen Pool (Le Bain) auf der Tanzfläche. Keine weiteren Fragen, oder?

Smalls Jazz Club

Smalls liegt im Greenwich Village und ist somit nicht mehr Teil des Meatpacking Districts – doch die wenigen hundert Meter Umweg lohnen sich, dafür kann ich garantieren. Die schmale Treppe zum Kellerclub ist ein Gateway zum Jazz-Paradies. Es ist eng, man sitzt auf schmalen Holzbänken und jedes Mal wundere ich mich, wie die Bedienungen es schaffen, während der Konzerte noch Drinks zu servieren, aber die Atmosphäre ist einmalig. Hinter den Musikern hängen grosse Spiegel, sodass man ihre Fingerfertigkeit an den Instrumenten mitverfolgen kann und besonders während der After Hours Jam-Sessions (ab 1 Uhr Morgens) überbieten sie sich an Virtuosität. Nie habe ich so mitreissende Live-Musik erlebt – Smalls ist Jazz in seiner reinsten Form.

SoHo - Gusseisenarchitektur und Shopping

Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden die meisten der Lager- und Fabrikgebäude mit den gusseisernen Elementen, die das Strassenbild von SoHo prägen. Das perfekte Viertel für einen Spaziergang mit Schlendern, Einkaufen, Essen und in den kopfsteingepflasterten Strassen die Atmosphäre des ehemaligen Künstlerviertels der 1960er auf sich wirken zu lassen.

 

La Mercerie

Ein bisschen Frankreich inmitten New Yorks. Das Angebot des Cafés und Restaurants ist ausgezeichnet, das Interieur von A-Z durchdacht und wem die Sachen so gut gefallen, dass er sie direkt mitnehmen möchte, der wird sich freuen zu hören, dass das tatsächlich möglich ist. La Mercerie ist direkt an Roman and Williams Guild angehängt, der Laden der beiden Interiordesigner Robin Standefer und Stephen Alesch, die für einige der coolsten Läden der Stadt verantwortlich sind.

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